Angst vor Nähe – Wenn Bindungsangst die Beziehung gefährdet ?
Sucht nicht jeder von uns im Grunde nach der einen Liebe fürs Leben? Hoffen wir nicht alle darauf, einen Menschen zu finden, der eine enge Bindung mit uns eingeht? Doch manche Menschen haben Angst vor Nähe und boykottieren das, was sie sich eigentlich sehnlichst wünschen. Was ist Bindungsangst? Wann sprechen wir von einer Bindungsangst? Woher kommt diese scheinbar unerklärliche Angst vor Nähe? Und wie kannst du sie überwinden? Hier findest du die Antworten.
Angst vor Nähe – Was ist das?
Du sehnst dich nach einer festen Partnerschaft, doch wenn es wirklich einmal ernst wird, überfällt dich Panik? Hast du Angst, dich zu sehr auf andere einzulassen und beendest daher eine Beziehung lieber frühzeitig, als am Ende verletzt zu werden? Bist du vielleicht bereits einmal verletzt worden und hast dir vorgenommen, nie wieder einen Menschen so nah an dich heranzulassen, dass er dir noch einmal so weh tun könnte?
Oder glaubst du im Grunde nicht, Angst vor Nähe zu haben, merkst aber, dass aus irgendeinem Grund jede Beziehung, sobald sie fester zu werden scheint, irgendwie zum Problem für dich wird? Suchst du dir womöglich immer den falschen Typ als Partner, der sich nicht ernsthaft auf eine Bindung einlässt?
Wie zeigt sich Bindungsangst?
Manche Menschen erleben Bindungsangst sehr bewusst. Sie haben vergangene negativen Erfahrungen deutlich vor Augen und haben sich willentlich dazu entschlossen, niemanden so nah an sich heranzulassen.
Andere wollen sich vielleicht gerne wieder auf eine Bindung einlassen, merken jedoch, dass ihnen das nicht gelingt. Sie empfinden Panik bei dem Gedanken daran, verletzt zu werden, sie spüren, dass sie nicht vertrauen, nicht loslassen können – und hindern sich damit selbst daran, in einer Partnerschaft glücklich zu sein.
Wieder andere sind sich ihrer Angst vor Nähe gar nicht bewusst. Sie verspüren, sobald eine Beziehung fester wird, Panik, erleben das Gefühl, eingeengt oder unter Druck gesetzt zu sein, ohne wirklich sagen zu können, was ihnen so sehr Angst macht. Angst vor Nähe kann dabei sogar zu körperlichen Symptomen führen.
Viele Menschen erleiden regelrechte Panikattacken, wenn sie spüren, dass ihnen jemand seelisch nahe kommt. Sie haben herzrasen, Atemnot, Engegefühle in der Brust usw. – alles typische Anzeichen einer Angststörung. Das Unterbewusstsein bewertet die Beziehung als Gefahr, und der Körper reagiert mit den für ihn typischen Symptomen. Der Mensch ist in Alarmbereitschaft, bereit zu fliehen vor dem, was ihn so sehr ängstigt.
Doch es gibt auch Menschen, die die Bindungsangst selbst in keiner Weise spüren. Sie boykottieren jede feste Beziehung unbewusst und indirekt, etwa, indem sie Probleme innerhalb einer Beziehung erzeugen oder suchen, wo gar keine sind, oder indem sie sich immer wieder auf Partner einlassen, die selbst nicht an einer festen Beziehung interessiert sind. Sie denken zwar, sie wollen eine feste Beziehung und gerieten leider immer an die Falschen – doch in Wirklichkeit suchen sie sich die Falschen sozusagen als Alibi aus, um gar nicht erst in ein festes Beziehungsmodell zu geraten.
Eines haben alle diese verschiedenen Gesichter der Bindungsangst gemeinsam: Der Mensch, der unter dieser Angst vor Nähe leidet, wird nicht glücklich.
Woher kommt Bindungsangst?
Die Angst vor Nähe hat ihre Ursachen immer irgendwo in der Vergangenheit. Manchmal reicht diese nicht so weit zurück, beruht etwa auf jüngste Erfahrungen in einer vergangenen Partnerschaft, in der dich jemand verletzt hat oder an deren Ende du verlassen wurdest und keine Chance hattest, diese Trennungsschmerz angemessen zu verarbeiten. Manchmal jedoch gehen die Wurzen der Bindungsangst weitaus tiefer.
Negative Erfahrungen in der Vergangenheit
Wer einmal wirklich geliebt hat und dann verlassen wurde, weiß, wie sehr dies einen Menschen verändern kann. Nicht immer kann eine Trennung richtig verarbeitet werden. Es gibt Menschen, die gehen aufgrund von Liebeskummer regelrecht durch die Hölle. Dies gilt umso mehr, wenn die Trennung aus dem heiteren Himmel kam, der Verrat besonders groß war oder wenn der Partner keine faire Möglichkeit gewählt hatte, um die Beziehung zu beenden.
Fehlende Nähe in der Kindheit
Oft geht die negative Erfahrung bis in früheste Kindheit zurück. Menschen leiden häufig unter Bindungsangst, wenn sie in früher Kindheit ein gestörtes Verhältnis zur Mutter oder zum Vater hatten, wenn ihnen Nähe und Geborgenheit verweht blieben. So sehr, wie manche Eltern nicht in der Lage sind, ihrem Kind Liebe und Nähe zu geben, so schwer fällt es den Erwachsenen Kindern später manchmal, Nähe zuzulassen und anzunehmen.
Aus einer Kindheit, die nicht von dem Gefühl geprägt war, geliebt zu werden, resultiert nicht selten ein mangelndes Selbstwertgefühl.
Kinder, die die Erfahrung machen, dass sie nicht geliebt, vielleicht sogar schlecht behandelt werden, suchen instinktiv den Fehler bei sich selbst. Sie glauben, nicht liebenswert zu sein, wenn ihre Eltern sie nicht lieben können. Später kehrt sich diese Logik ins Gegenteil. Weil sie selbst kaum imstande sind, sich zu lieben, können sie auch nicht annehmen, dass ein anderer es tun könnte. Also schotten sie sich innerlich vor anderen Menschen ab.
Traumata
Manchmal sind es regelrechte Traumata, die dazu führen können, dass jemand Angst vor Nähe entwickelt. Das kann der Verlust eines geliebten Menschen sein, etwa, wenn ein Kind die Erfahrung machen musste, von einem Elternteil verlassen zu werden oder wenn eine Bezugsperson frühzeitig verstarb.
Auch Gewalt und Missbrauch können zu einer massiven Bindungsangst führen.
In jedem Fall handelt es sich um Selbstschutz.
Wie kannst du deine Angst vor Nähe überwinden? ?
Fest steht: Mit einer akuten Angst vor Nähe kann niemand glücklich werden. Deshalb ist es wichtig, die Bindungsangst zu überwinden, wenn du feststellst, dass die oben beschriebenen Anzeichen einer vorliegenden Bindungsangst auf dich zutreffen.
Auch wenn Angst vor Nähe ein tief sitzendes Problem sein kann, ist es möglich, sie zu überwinden.
Wahrnehmung der Bindungsangst
Wichtig ist es zunächst, die eigene Bindungsangst wahrzunehmen, zu erkennen, dass etwas nicht stimmt. Das ist nicht unbedingt selbstverständlich, da viele ja unbewusst an der Angst vor Nähe leiden und daher sehr subtil und indirekt ihrem eigenen Glück im Wege stehen.
Sei ehrlich zu dir selbst und frage dich, weshalb deine Beziehungen in der Vergangenheit wirklich gescheitert sind. Wie fühlst du dich bei dem Gedanken, jemanden an dich ranzulassen, eine feste Beziehung einzugehen? Welche Form der Partnerschaft würdest du dir wünschen? Warum hat dies bisher nicht geklappt?
Suchst du dir immer die Falschen aus? Dann stelle dir selbst ehrlich die Frage, welchen Typ du zu bevorzugen scheinst und warum gerade diese dich anziehen.Hinterfrage deine bisherigen Erfahrungen. Gab es prägende Erfahrungen und Erlebnisse, die mit Verlust, Trennungsschmerz und Ähnlichem zu tun haben? Hast du diese deiner Meinung nach richtig verarbeiten können? Hast Angst, dass sich diese Erfahrungen wiederholen könnten?
Nähe bewusst zulassen
Auch wenn es dir schwerfällt und alles in dir sich zu sträuben scheint: Lasse Nähe ganz bewusst zu. Manchmal hilft es, zunächst andere Menschen, die nicht für eine Beziehung infrage kommen, an dich heranzulassen. Hast du etwa einen engen Freund bzw. Freundin? Gibt es ein Familienmitglied, zu dem du einen engeren Kontakt aufbauen könntest? Wer steht dir sonst nahe?
Wage dich aus deiner Komfortzone. Vertrau dich anderen Menschen an. Wenn du spürst, dass ein neuer Partner wichtig für dich werden könnte, dass du dir mit diesem Menschen eine feste, enge Beziehung vorstellen kannst, dann öffne dich ihm. Sprich offen über deine bisherigen Erfahrungen und Ängste.
Therapeutische Hilfe
Es ist wichtig, negative Erfahrungen der Vergangenheit richtig aufzuarbeiten, sodass sie ihren Schrecken verlieren. Manchmal, wenn es sich nicht um allzu tief sitzende Erfahrungen handelt, gelingt dies in Eigenregie, indem du zulässt, den damaligen Trennungsschmerz nun neu aufleben zu lassen und zu verarbeiten und indem du über das bisherige sprichst. Das, was zurückliegt, kann manchmal auf diese Weise endgültig abgeschlossen werden.
Doch oftmals, wenn diese prägenden Erfahrungen zu weit in der Kindheit liegen oder Traumata darstellen, ist professionelle Unterstützung notwendig. Zögere nicht, dich einem Therapeuten anzuvertrauen und so den wichtigen nächsten Schritt auf dem Weg zu gehen, deine Angst vor Nähe zu überwinden.
Fazit ✅
Angst vor Nähe hindert dich daran, ein erfülltes Leben in einer glücklichen Partnerschaft zu führen. Aber eben dafür sind die Menschen letzten Endes gemacht. Mit Bindungsangst musst du nicht bis an dein Lebensende leben. Trau dich, dich zu ihr zu bekennen und daran zu arbeiten, dass du andere Menschen wieder an dich heranlassen kannst.
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